Schneeschuhwandern mit Heidi in Tiers am Rosengarten
„So ein schöner Schneetag, genau das richtige Wetter zum Schneeschuhwandern,“ lacht Heidi und begrüßt uns im Alpinhotel Vajolet in Tiers am Rosengarten. Seit über 20 Jahren begleitet die rüstige 72jährige Naturfreunde auf Wanderungen und gespurten Wegen. Und hat dabei einige Geschichten auf Lager. Zunächst aber wird die Ausrüstung angepasst. „Das machen wir hier im Hotel, ist feiner als im Schnee. Wichtig ist, dass Ihr einen guten Halt habt und die Schneeschuhe sich nicht von den Schuhen lösen“, informiert Heidi. Auch die Stöcke müssen eingestellt werden und eine Trinkflasche darf nicht fehlen. Vom Parkplatz Runggun aus stapfen wir los, begrüßt von einem überdimensionalen Schneeschuh. Über die Doss Wiesen vorbei an zahlreichen „Schwaigen“ (Stadel oder Schupf – ist eine landwirtschaftliche Behausung) erzählt uns Heidi, dass sie hier als Kind ihre Sommermonate verbracht hat. Die Kühe wurden im Sommer in den Wäldern und Wiesen geweidet, um das Heu für den Winter aufzusparen. Gehütet wurden die Kühe von einem „Hiater“, der auf der Schwaige wohnte. Im Herbst war alles abgeweidet und so bekamen die Kühe das 3. Gras - genannt „Poufl“ - in den Trögen. Heidi und ihre Schwester durften immer eine Woche im Herbst die Kühe hüten. „Wehe, wenn diese in Nachbar‘s Wiese gingen. Der Nachbar kam, zählte den Kuhdreck und mein Onkel musste bezahlen,“ erzählt Heidi. „Im Jahr darauf waren wir dann gescheiter“, schmunzelt sie, „und haben täglich den Kuhdreck verräumt.“
„Das Hüten war unsere Leidenschaft“, schwärmt Heidi. „Wir haben Raftschoidn (Dialekt für Waldrebe, Klimatis) geraucht und gespielt. „Aber wehe wir hatten einen Brandfleck am „Schurz“ (Tiroler Schürze) vom Rauchen. Einmal hab ich mit den Zähnen einen Brandfleck vom Schurz heraus gebissen, dann war der Schurz halt kaputt, aber das machte nichts.“
Nach der letzten Schwaige erreichen wir das Tschamintal, welches unter anderem bekannt ist für ein herrliches Quellwasser. Gleich zu Beginn des Tales rieselt eine glasklare Quelle beim „Schwarzen Letten“ hervor. Obwohl „Letten“ soviel heißt wie „Schlamm“, blitzt das Wasser mit silberhellen Perlen. Besonders geschätzt wird es für seine außergewöhnlich lang anhaltende Frische: selbst nach einer ganztägigen Wanderung schenkt das Wasser noch einen sonderlich kühlen Schluck aus der Trinkflasche.
Auf Schneeschuhen laufen wir weiter und überqueren mehrfach auf Brücken den Tschaminbach, bis plötzlich kein Bach mehr zu sehen ist. „Das ist ein Naturphänomen“, erklärt Heidi. „Der Bach verläuft im Winter bis hierher unterirdisch und kommt nur im Sommer zum Vorschein“. Tatsächlich laufen wir ab diesem Zeitpunkt direkt am Bachbett entlang, schlängeln uns durch große Felswürfel und genießen die unsagbare Ruhe.