San Martino Di Castrozza / Passo Rolle
San Martino Di Castrozza / Passo Rolle
Urwüchsige Gipfel, unentdeckte Welten, ein altes Hospiz und ein Mönchskloster...
Es handelt sich nicht um die Handlung eines spannenden, gerade neu in den Buchhandlungen erschienen Buches, sondern um die Geschichte von San Martino di Castrozza. Ich ging gerade durch die Gassen der Altstadt mit meinen Enkelkindern, als ich beim Hauptplatz La Crodaroi einige Tafeln bemerkte, die mich sofort neugierig machten. Ich habe so den von Marco Toffel gestalteten Ausstellungsweg entdeckt. Marco Toffel war begeistert von der lokalen Geschichte und wollte die Geschichte dieses Alpenstädtchens über seine Sammlung an alten Postkarten erzählen.
Die Pale di San Martino sind mit mehr als 200 q km die ausgedehnteste Gruppe der Dolomiten
#paledisanmartino
Der Weg geht entlang der Via Fontanelle, einer sehr ruhigen Straße, weit ab vom Verkehr, die ich immer auf den Spaziergängen mit Greta und Pietro zu den Prati Col, einem unseren Lieblingsorte, entlang laufe. Trotz der gutherzigen Proteste der ungeduldigen Kinder, die zum Spielplatz in der Straße wollten, ist es mir gelungen, einige Kuriositäten über die Geschichte des Dorfes zu entdecken. Zu den Füßen der Pale standen bereits im 11. Jahrhundert eine kleine Kirche und ein Hospiz, die den Heiligen Martin und Julian gewidmet waren. Das antike Mönchskloster wurde von einer Bruderschaft geführt, welche die Wanderer, die über den Rolle-Pass kamen, vor allem in den kältesten Monaten des Jahres, bewirteten und beherbergten. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde das Hospiz ein weltgeistliches Priorat unter der Obrigkeit vom Herzog Sigmund von Tirol und kam später in den Einflussbereich der Welsperger, die ersten Lehnsherren des Primiero-Tals.
Die Gastfreundschaft und Hilfe, die von dem Moment an von einem Prior geleitet wurden, wurden jahrhundertelang fortgeführt, und um die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde ein Teil des Hospiz in eine Gastwirtschaft mit dem neuen Namen La Rosetta umgewandelt. Die richtige Wende für die Ortschaft kam jedoch im Jahre 1871, als die österreichische Regierung die Militärstraße baute, die das benachbarte Val di Fiemme mit Primiero Verband und noch weiter hinunter in das Flachland verlief. Das Tal, das bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig besucht wurde, wurde immer mehr von wohlhabenden Engländern und Mitteleuropäern, die sich für den Alpinismus begeisterten, frequentiert.
Die neuen Touristenflüsse brachten in kürzester Zeit zahlreiche Herbergsstrukturen zum Entstehen, beginnend bei der „Alpenherberge“, die von Leopold Ben gleich neben dem Hospiz, wo heute das Hotel Dolomiti steht, eröffnet wurde. 1915 verlegten die österreichischen Truppen mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges ihre Verteidigungslinie auf dem Lagorai und gaben Primiero auf, das sie in Schutt und Asche legten. Alle Gebäude und Herbergen wurden angezündet, sodass heute von dieser weit entfernten Welt nur mehr der Glockenturm der Kirche, die in der Dorfmitte stand, übrig geblieben ist, stiller Zeuge der vielen Ereignissen, die durch die Jahrhunderte hinweg San Martino di Castrozza in einen Ort der Alpentourismus gewandelt hat.